Anders als man denkt
Häufig kommt es unverhofft und dann auch anders als man denkt. So geschehen in den letzten zwei Tagen im Bolaven Plateau. Eigentlich hatte ich geglaubt, dass ich den Begriff "Pläne schmieden" aus meinem Sprach- und Denkgebrauch gelöscht hatte. Aber für meine Reisepartnerin gab ich mich einer groben Reiseplanung hin, die ich aber alsbald nach Verlassen von Pakse über den Haufen geschmissen hatte. Zuerst einmal raus aus dem "Trubel" und hinein in die Natur, so lautete das Ziel für die nächsten Tage. Einfach dem Weg folgen. Hinauf ins Plateau, dort wo der starke schwarze "Saft" seinen Ursprung kennt, den wir häufig bei Tagesbeginn in unseren Gläsern oder Tassen wiederfinden. Meist ähnelt der aufgebrühte Lao Kaffee einem Sirup, vermengt mit süßer Milch. Ein ganz eigenes Getränk und doch charakteristisch für diese Region von Laos. Einst kamen die Franzosen ins Bolaven Plateau und kultivierten als Kolonialherren den Kaffee an den wohl klimatisierten Hängen der Bergflanken. Später waren die Laoten so fit, dass sie in den Bohnen des Kaffeestrauchs ihre Erwerbs- und Lebensquelle entdeckten. Zu sozialistisch gepflegten Bruderzeiten gab es einen regen Kontakt zwischen der laotischen und der deutschen demokratischen Republik. Beide Staaten profitierten vom Verkauf der Bohnen ins westliche Devisenland. Heute erinnen noch alte IFA-LKW und Simson-Mopeds an die alte Freundschaft, auch wenn diese Gefährte inwischen schon sehr rar auf dem Plateau geworden sind.
Eigentlich hatten wir uns Tat Lo als Ziel gesetzt, doch auf der Fahrt nach Paksong machten wir ein ums andere mal an unterschiedlichen Wasserfällen, Ortschaften oder einfach nur schönen Ausblicken halt, so dass es alsbald später Nachmittag wurde und wir uns einer Führung durch eine Kaffeeplantage anschlossen. Mit Valerie aus Frankreich und einem weiteren jungen Mädchen aus Israel, ihren Namen konnte ich mir schon aufgrund der Aussprache keine zwei Sekunden merken, ging es durch die Bäume und Sträucher, mitten hinein in das Kaffeeanbaugebiet von "DAO Coffee". Und nach all den Erzählungen und Lehrstunden bedurfte es einer intensiven Fahrt gegen die untergehende Sonne, um doch noch rechtzeitig vor Dunkelheit Paksong, die Hauptstadt vom Bolaven Plateau zu erreichen. Müde, dreckig und verspannt kehrten wir ins Green View Guesthouse ein, dessen Zimmer zwar wunderschön und günstig waren, dafür aber die Matratze vom Bett die reinste Katastrophe war. Hatte ich noch Verspannungen vom "Betonkissen" aus dem Phonsavan Guesthouse in Pakse, kamen jetzt ungewollte Federdruckmassagen aus dem Kern der Schlafunterlage hinzu. Gegen fünf Uhr morgens dann fühlte ich mich wieder daran erinnert, wie laut auch Asien sein kann. Fast wie an einer vietnamesischen Straße ertönten schrille Hupen, Glocken und Geläute an meine Ohren. So eine Provinzhauptstadt kann mächtig schrill und nervig sein, sei sie auch noch so klein! Erst auf dem morgendlichen Markt entschädigte uns Paksong für die unruhige Nacht und am Ortsausgang hatte ich dann wieder meinen Frieden mit diesem Flecken Erde geschlossen. Die anschließende Rückfahrt nach Pakse führte uns abermals an Wasserfällen vorbei, weiter ins Saeksum Pasum Naturreservat, einer wunderschönen Anlage mitten in der Natur. Einen besseren Ort als Ausklang des kleinen Abstechers hätten wir uns nicht auswählen können.
Morgen möchten wir nach Siphandon zu den 4.000 Inseln im Mekong. Der starke Wind, der uns heute bereits fast vom Moped geweht hatte, könnte vielleicht dafür Sorge tragen, dass wir noch einmal unsere Reiseplanungen über den Haufen werfen. Wer weiß schon was passiert. Ich lasse mich da einfach mal überraschen und warte ab was kommen möge.
Laos - Land der Elefanten
Bereits gestern haben wir die Grenze von Thailand nach Laos überschritten und sind inzwischen in Pakse angekommen. Ich hatte vergessen wie langwierig der Grenzübertritt auf dem Landweg sein kann. Papiere hier, Formulare dort, anstellen am Schalter fünf, Passkontrolle am Schalter sechs um dann festzustellen, dass für das Einreisevisum noch das große weiße Formular fehlt, welches neben dem kleinen weißen Formular bitte auch noch ausgefüllt werden muß. Also gut, das ganze Spiel wieder von vorn. Inzwischen wird die Schlange der Wartenden immer länger, doch eiserner Wille führt letztlich doch zum Ziel und am Ausgabefenster am anderen Ende vom Gebäude wartet tatsächlich mein Pass mit dem schillernden Visum, welches mir für die nächsten 30 Tage Aufenthalt in Laos gewährt. Visum bei Ankunft... Wie praktisch! Die anschließende Busfahrt bringt uns in 50 Minuten nach Pakse und spätestens beim Anblick vom Stadtzentrum werden Erinnerungen an das Jahr 2007 wach. Hier aussteigen, dann dort vorn die zweite Straße rechts abbiegen und weiter geradeaus über die Sandpiste ins Phonsavan Guesthouse, dort wo während meiner Weltreise das junge Kalb die halbe Nacht nach der Mutter schrie, mich dafür aber nicht schlafen ließ. Ich hatte die Absteige recht postiv in Erinnerung und nach wie vor ist dieser Ort eine gute Wahl! Wir fühlen uns auf Anhieb wohl und bleiben. Die ersten zaghaften Schritte führen uns zum Inder, der sich nach all den Jahren auch kein Stück verändert hat. Für die nächsten Tage wird die Reiseroute geplant. Der Bergtempel Wat Phou beeindruckte mich schon während der Weltreise und auch heute war ich abermals von diesem Ort tief berührt. Dieser Tempel atmet Geschichte und strahlt seine Energie! Ein gutes Gefühl.
Morgen geht es dann weiter nach Paksong und Tat Lo ins Boleaven Plateau, zu den Wasserfällen und Elefanten. Die großen Rucksäcke werden im Guesthouse verstaut und nur die nötigsten Sachen eingepackt. Rauf aufs Moped und raus in die Natur. Der Weg ist das Ziel und dieses Ziel wird lohnenswert.
Der Ritt auf dem Nachtexpress
Die thailändische Staatsbahn hielt für uns zwei recht komfortable Schlaflager in einen ihrer Wagen nach Ubon Ratchathani bereit. Überpünktlich rollt der Expresszug vom Bahnsteig in Bangkok und soll uns in elf Stunden Zugfahrt ans Ziel bringen, auch wenn ich es anfangs nicht glauben möchte bei all den ständigen Stop & Go auf den Bahngleisen. Es rumpelt und ruckelt erbärmlich, doch das Schlaflager, welches mir der Schaffner liebevoll herrichtet, verspricht eine geruhsame Nacht. Ohne entsprechende Hilfsmittel jedoch ist kaum an Nachtruhe zu denken, denn die meisten Mitfahrer halten vom Begriff Schlafwagen nicht viel. Also bedarf es einer guten Portion innerer Ruhe, etwas Bier und vor allem dicht schließenden Ohrenstöpseln, um diesem Lärm zu entkommen. Aber die Gegenmaßnahmen helfen und wenig später finde ich mich im wiegenden Schlummerland wieder. Der ständige Takt von den rumpelnden Achsen und Rädern verspricht Monotonie pur, die mich alsbald in einen prächtigen Tiefschlaf versetzt. Erst gegen sechs Uhr morgens werde ich vom Zugbegleiter geweckt, der uns das Frühstück direkt ans Bett bringt. Mit nur 20-minütiger Verspätung erreichen wir Ubon Ratchathani und der morgendliche Frühsport, bestehend aus einer Irrwanderung nach "Jedermanns" Reiseführer Missorientierungskarte führt uns zwar quer durch die Stadt aber nicht an das eigentliche Ziel. Also doch den Arm ausstrecken, Tuk Tuk Fahrer anquatschen, der weder Englisch oder Hand- und Fußgesten deuten kann, uns aber doch auf einen weiteren Ausritt durch Ubon mitnimmt. Nach ein paar Fragen an weitere Passanten auf der Straße findet unser Vehikel doch noch einen Weg zum Ziel und wir steigen nach einstündiger Straßenstudie zu Fuß und Tuk Tuk schlußendlich in einem komfortablen Hotel mit direkten Ausblick auf den Markt und den Mun Fluß ab. Uns bleibt genug Zeit für Erkundungen der Stadt und die Organisation des Weitertransportes nach Laos, der sich aber Dank der internationalen Direktbusse nach Pakse sehr einfach gestaltet.
In Ubon Ratchathani ticken die Uhren definitiv langsamer als in Bangkok. Keine Spur von Hektik oder Stress und auch an der Uferpromenade am Mun Fluß und auf dem abendlichen Markt geht es entspannt zu. Lediglich die Entscheidung bei der Auswahl des geeigneten Essen fällt bei dem riesigen Angebot schwer. Mal hier und mal dort probieren, fast jeder Stand hält neue Leckereien bereit! Allein wegen des Essens macht das Reisen in Asien Spaß... Und auch die Vorfreude auf Laos wächst!
Angeschwemmt und weggespült
Es ist taghell und die Sonne brennt, als wir den Flughafen in Bangkok verlassen. Zuerst die Keule. Es ist warm. Sehr warm! Das ist Bangkok wie ich es kenne. Auf der Suche nach einer Transportmöglichkeit werden die Erinnerungen wach, doch in den letzten fünf Jahren scheint sich so einiges in der Stadt verändert zu haben. Der Flughafen ist ein Stück weit moderner geworden und hat nun Anschluß an den "Sky Train" und die Möglichkeiten per Bus in die Stadt zu gelangen erscheinen mir gerade etwas zu undurchsichtig. Vielleicht liegt es an den vielen Stunden im Flieger, doch ich bin zu müde als dass ich mich einer intensiven Recherche unserer Transportmöglichkeiten unterziehen möchte. Also ab ins Taxi, totale Beschallung... Man ist die Stadt laut geworden, oder kommt es mir nur so vor? Nach langer Fahrt, ich habe Probleme nicht in einen Tiefschlaf zu verfallen, schwemmt es uns in den Mikrokosmos Khao San Road. Hier ticken die Uhren nach wie vor "freaky"! Alles und jeder scheint sich hier zu versammeln und auch uns hat es in das kunterbunte Treiben angeschwemmt. Wir schlagen uns durch das Sammelsurium aus Touristen, Aussteigern, Hängengebliebenen, Verkäufern, Tuk-Tuk und Taxi Fahrern, Marktständen und Garküchen. Raus aus dem Tohuwabohu rein in die nächste Seitenstraße am so beliebten Tempel. Hier ticken die Uhren ruhiger und je weiter wir uns von dem Chaos entfernen, desto stiller wirkt die Stadt. Wir sind müde. Das Jetlag sitzt uns in allen Fasern, wir wandeln wie auf Wolken und fühlen uns überfrachtet von all dem Treiben. Nach einer langen Nacht sind die Augen noch immer geschwollen, doch die zarten Orientierungen weisen den Weg zum eigentlichen Ziel. Eine kräftigende Nudelsuppe schafft Klarheit und der Weg per Wassertaxi über den mächten Chao Phraya bringt uns zum Bahnhof, wo wir unser Nachtzugticket für die morgige Fahrt nach Ubon Ratchathani buchen. Von dort aus wollen wir zur Grenze nach Laos. Der Weg ist das Ziel und dieser Weg fühlt sich gut an.
Abhängen in Amman
Mal wieder folge ich dem Ruf meines Herzens und bin immer auf der Reise.
Gerade ist abhängen in Amman angesagt. In Berlin hatten wir die wohl
zäheste Abfertigung aller Zeiten erlebt. In keiner Weise wollte sich die
Warteschlange am Check-In Schalter auflösen... Irgendwie gab es Probleme
beim Transfer der Gepäckstücke. Jedenfalls kamen wir doch noch zum
Zuge und schlußendlich tatsächlich in den Security Check, wo ich
dann der Gewinner des Tages wurde. Mal wieder durfte ich mich
einer gesonderten Spezialkontrolle unterziehen. Sprengstoff sage ich da nur...
Naja, das Handgepäck, der Laptop und auch die Kamera waren clean, also
alles gut.
Nun sitzen wir in Amman in Jordanien und erleben den wohl ruhigsten
internationalen Landesflughafen aller Zeiten. Wo sind all die Leute hin? Hier
sind sie jedenfalls nicht. Uns bleiben noch vier Stunden abhängen. Da
wird wohl die Kreditkarte unsäglich beansprucht werden. Was soll man
hier machen, außer essen und trinken?
Wir hoffen pünktlich in den nächsten Flieger zu steigen und wie im
Flug in Bangkok zu landen. Warten wir es ab und vor allem wo uns die Reise
tatsächlich hinführen wird.
Urlaub in der Heimat
Direkt vor der Haustür genieße ich den Urlaub in der Heimat. Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters, doch öffnet man sich mit allen Sinnen, dann kann man auch im Bekannten noch das Unbekannte entdecken. Und das war mein Ziel für den Oktoberurlaub. Mal raustreten in die Natur und die Schönheit neu entdecken. Nachdem nun schon fast wieder drei Jahre seit meiner letzten Bekanntschaft mit der Sächsischen Schweiz vergangen sind, entschloß ich mich ganz spontan zu einem Kurztrip in den Naturpark im Elbsandsteingebirge. Bizarre Felsformationen, beeindruckende Naturlanschaften, dichte Wälder und endlose Wanderwege kennzeichnen die Region nahe der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Insbesondere die Bastei mit ihrer Felsenburg und der Basteibrücke sind das Markenzeichen der Region. Daneben thronen so bekannte Felsen wie der Lilienstein oder der Königstein mit seiner alten Burganlage. Wer sich vorgenommen hat mal Urlaub am Meer zu machen, der kommt ca. 1oo Millionen Jahre zu spät, denn zu Urzeiten war hier einmal ein großer Ozean, der nach dem Verschwinden diese Landschaft hinterlassen hat. Ein Glück, denn heute genieße ich hier auch Stille und atme Freiheit, jedenfalls dann, wenn ich in die so genannte Kernzone des Naturparks eintauche und die Wanderpfade verlasse, was eigentlich nicht so gern gesehen ist. Naja, manchmal bedarf es aber jener Schritte, um die individuelle Freiheit fernab der Touristenströme wirklich finden zu können. Also vor drei Jahren im Winter verirrten sich nur wenige Menschen auf die Bastei, ganz im Gegensatz zu heute. Egal. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall.
Jetzt noch das Unbekannte in der gewohnten Umgebung finden. Quasi "Off the beaten track" - also abseits ausgetretener Pfade wandeln. Gar nicht so leicht... Schließlich fahre ich schon seit Jahren mit dem Fahrrad durch die Lausitzer Lande, doch eben mit dem Rennrad. Aber seit diesem Jahr bin ich auch stolzer Besitzer eines "Villiger Cabonga" - dem legendären schweizer Reiserad, mit dem schon kühne Weltenradler unsere Erde erkundeten. Nun ja, die Erde sollte es nicht gleich sein, doch die Lausitz und der Spreewald liegen ja direkt vor meinen Füßen. Also rein in die Klamotten und rauf auf den Sattel. Ausfahrt, knapp 100 km durch die Heimat. Und tatsächlich führt mich das gute Gefährt an Orte, die ich entweder schon seit Jahren nicht mehr betreten oder noch nie zuvor gesehen habe. Und dass, obwohl jene Plätze doch in direkter Nachbarschaft zu mir liegen. So schön kann also bekanntes sein. Ein wunderbarer Urlaub mit neuen Erfahrungen geht zu Ende.
Hier gehts zu den Bildern.
Noch einmal abtauchen
Nach der Ruhe und der Entspannung in Sikkim folgte nun noch einmal Indien pur. Mit Delhi, der pulsierenden Metropole Indiens, haben wir uns genau den richtigen Ort für Indien total ausgesucht. In jedem Winkel der Stadt könnten die Kontraste kaum gegensätzlicher sein als in Delhi. Der Main Bazar in Pahar Ganj zum Beispiel ist die Lebensader im Zentrum von Delhi. Hier treffen Menschen aus aller Welt aufeinander. Touristen, Langzeitaussteiger, Arm und Reich. Alle versammeln sie sich hier und bilden ein kunterbuntes Wirrwar und verleihen diesem Ort seine Lebendigkeit. Auch die Metro, an der im letzten Jahr noch tatkräftig gebaut wurde, ist eine ganz besondere Erfahrung in Delhi. Hat man erst einmal das System verstanden, findet man sich in einem hochmodernen Hightech-Beförderungssystem wieder. Made in Germany. Unglaublich effektiv werden hier täglich abertausende Inder und Besucher in die Bahnen gepfercht, bis auch wirklich der letzte Reisende in den Zug passt. Drinnen dann ist es mit großer Wahrscheinlichkeit extrem kuschelig und engster Kontakt zu Mitmenschen ist garantiert. Trotz dieser ungewohnten Erfahrungen ist die Metro sehr praktisch und garantiert einen reibungslosen und schnellen Transport von einem Ort zum anderen.
Der übervolle Chandni Chowk Bazar in Old Delhi ist ein Eldorado für Fans von Straßenessen aller Art. Die kunterbunten Süßwaren laden immer wieder zum Selbstversuch ein, der jedoch immer mit dem selben Ergebnis endet: Das Zeugs ist so süß... man könnte glauben die eigenen Zähne haben mit einem Schlag ihr Ende gefunden. Für uns einfach ungenießbar. Andere Straßenauslagen sind wesentlich leckerer und mit ein wenig Vorsicht macht auch das Essen auf der Straße in Indien richtig Spaß.
Heute um Mitternacht geht es dann leider schon wieder zum Flughafen. Doch eine wichtige Erkenntnis nehmen wir mit nach Hause: Wir für unseren Teil haben Indien wieder einmal Lieben gelernt.
Tsomgo Lake
Was für ein Abschluß unserer Reise durch Sikkim! Den heutigen Tag haben wir mit allen Sinnen genossen und sämtliche Eindrücke mit Gänsehaut-Feeling in uns aufgesaugt. Gestern noch hangelten wir uns von Reiseagentur zu Reiseagentur, nur um festzustellen, dass alle Anbieter einen Festpreis zum Tsomgo Lake im Angebot hatten. Für uns Ausländer ist es nicht ganz einfach in die Grenznähe zu China zu reisen, denn für den Tsomgo Lake selbst benötigten wir eine Sondergenehmigung und einen Guide. Noch heute früh hat sich unser Guide mit dem Papierkram für unseren Ausflug beschäftigen müssen, so dass der vereinbarte Tourstart um eine knappe Stunde verschoben werden mußte. Mit einem Wust an Papier und Sondergenehmigungen brachen wir gegen 9.30 Uhr zur großen Fahrt durch die unbeschreibliche Bergwelt von Ostsikkim auf. War bei der gestrigen Tour die Straße noch in einem bedauernswerten Zustand, so war heute von Straße keine Rede mehr! Durch die Regenzeit waren ganze Hänge abgerutscht und der noch verbliebene Rest des Weges klammerte sich verzweifelt an den Berghängen fest, so dass wir manchmal nur Millimeter an hunderten Meter tiefen Schluchten entlang balancierten. Abenteuer pur!!! Mitten durch die Wolken kam kurz darauf die Sonne zum Vorschein und ließ einen atemberaubenden Blick auf die Berge zu, so als ob irgendwer ganz plötzlich einen "Wolkenschieber" zur Hand genommen hätte. Auf 3.753 Metern Höhe erreichten wir den Tsomgo Lake, kaum mehr als 41 km von Gangtok entfernt, doch bei den Straßenverhältnissen dauerte die Anfahrt gute drei Stunden. Hier oben dann eröffnete sich uns das eigentliche Theater. Glasklare Sicht bei tiefen Temperaturen, Yaks und eine mehr als bizarre Szenerie aus Dorfleben und Armeecamps. Unbeschreiblich. Völlig erschöpft von den Eindrücken sitzen wir nun auf dem Balkon der "Cacao Bäckerei" und lassen den Tag bei Kaffee, Tee und Kuchen Revue passieren. Sikkim, wir haben dich wieder einmal lieben gelernt.
Die Umgebung von Gangtok
Unsere Reise durch Sikkim neigt sich langsam dem Ende entgegen, doch nicht ohne einprägsame Eindrücke von Gangtok und Umgebung. Gestern haben wir uns von Doreen aus London verabschiedet. Nach mehr als 16 Tagen Streik in Darjeeling hat die Regierung von West Bengalen beschlossen, eine Streikpause von 4 Tagen einzulegen. Für Doreen war das Grund genug, um doch noch nach Darjeeling zu reisen. Zur Verabschiedung tauschten wir unsere Adressen aus und kurz darauf erhielten wir eine mehr als freundschaftliche Einladung von ihr, sie doch einmal in London zu besuchen. Wir sollen uns unbedingt die lokalen Rockbands anschauen und auf keinen Fall einen Walk mit ihr verpassen. Dieses Angebot werden wir wohl kaum ausschlagen.
Heute hat es uns in unzählige Reiseagenturen verschlagen, denn wir wollen noch unbedingt nach Tsomgo an der tibetischen Grenze um dort den Changu Lake zu sehen. Ein wirklich magischer Ort auf mehr als 3.000 Metern Höhe. Dafür benötigen wir noch ein spezielles Permit, was uns den Besuch an der Grenze zu China gestattet. Schnell noch ein paar Passfotos geschossen und Reisedokumente kopiert und schon wird es morgen in aller Frühe auf "große" Reise gehen. Wir sind neugierig auf das was da noch kommt. Und dann noch rasch eine Tour nach Lingdum und Rumtek gebucht. Ein Tag der sich mehr als gelohnt hat. Allein schon die Anreise zu den zwei sehr wichtigen Klöstern in der Umgebung von Gangtok war Abenteuer pur. Durch die Regenzeit ist die Straße dorthin in einem bedauernswerten Zustand, was aber den Taxifahrer der kleinen Kiste nicht davon abhielt, über sämtliche "Schlaglöcher", Steine und Unebenheiten zu brettern. Das arme Auto! Bei diesen Straßenzuständen ist man stets darauf bedacht, seine inneren Organe an den richtigen Stellen zu behalten. Zur Belohnung jedoch folgten wirklich tiefe Impressionen, die wir wohl so schnell nicht vergessen werden. Auch wenn das Lingdum Kloster erst 1998 fertiggestellt wurde, so ist es doch das Schönste seiner Art, was ich bisher in Sikkim gesehen habe. Dagegen wirkt das Rumtek Kloster eher fad und langweilig, doch die Sicherung durch das Millitär zeigt die tiefe Bedeutung jenen Ortes an. Eine Erfahrung der anderen Art, die sich doch gelohnt hat. Bei Sonnenschein und Frühlingserwachen gab es für den heutigen Tag keine bessere Entscheidung.
Zurück in Gangtok
Schneller als gedacht hat es uns nun doch nach Gangtok verschlagen. Mit Doreen der Engländerin hatten wir uns einen Jeep von Pelling in Sikkims Hauptstadt geteilt. Ein privater Transport macht auf den anstrengenden Fahrten oft Sinn, auch wenn die Orte kaum mehr als 140 km voneinander trennen, können bei schlechten bis miserablen Straßenverhältnissen Stunden schmerzvoller Erfahrung daraus werden. Spätestens wenn man sich in überfüllten Sammeltransportern wiederfindet, wünscht man sich ein wenig mehr Luxus und Freiraum, den man sich leicht mit ein paar Rupien erkaufen kann. Mit diesem Luxus kamen wir trotzdem mehr als verspannt in Gangtok an. Trotz aller Verhandlungen im favourisierten Hotel - im Moment ist nicht gerade Hochsaison in Sikkim - müssen wir für unsere Unterkunft doch noch ein paar Rupien mehr bezahlen als gewollt, doch dafür haben wir fließend warmes Wasser rund um die Uhr und Kabelfernsehen und ein wirklich komfortables Zimmer.
Alle unsere Bemühungen doch noch ins Yumthang Valley zu kommen haben sich heute zerschlagen, denn uns bleibt einfach zu wenig Zeit. Doch das macht nichts, denn wir wollen noch eine Tour zum Tsomgo Lake unternehmen, der nur einen Steinwurf von der tibetischen Grenze entfernt ist. Auf über 3.500 Metern Höhe haben wir vielleicht noch einmal einen magischen Blick auf die Bergwelt von Sikkim. Hoffentlich - wir werden es sehen.